Braucht man Geld zum streamen?

Teure Technik & Hardware zum Streamen notwendig?

Schaut man sich das Streaming-Setup mancher Streamer an, könnte man glauben: um einen geilen Stream hinzulegen bräuchte and erstens viel Technik. Und zudem muss es ja das richtig teure Mikrofon sein, richtig? Das Bedienpanel mit leuchtenden Knöpfen? Der zweite Monitor? Für alle, welche sich da unsicher sind, schreibe ich diesen Artikel.

Beispiel 1: das teure Mikrofon

Grundlegend für das Klangvermögen eines Mikrofons ist seine Bauart. Auch das Verhalten des Mikrofons wird dadurch bestimmt. Hinzu kommt: jedes Mikrofon hat eine Charakteristik, aus welchem Bereich es Klänge gut aufnimmt. Klänge? Richtig: es gibt Mikrofone für unterschiedliche Anwendungen.

Bevor Du also einfach jenes Mikrofon kaufst, welches Jeder hat (und nicht erklären oder hören kann warum) oder welches am besten blinkt und glitzert, solltest Du Dich fragen: was will ich mit dem Mikrofon machen? Was ist mein Anwendungsbedarf? Sitze ich nur? Höre ich meinen Stream über einen Kopfhörer oder Boxen? Laute Musik? Sitze ich nur an einer Stelle oder bin ich in Bewegung? Das ist erstmal das Wichtigste. Das teuerste Mikrofon bringt Dir nichts, wenn Du es falsch anwendest.

Ich besitze selbst ein Sammelsorium an Mikrofonen unterschiedlichster Bauart und Charakteristik und habe durch meinen musikalischen Weg über all die Jahre… naja, lassen wir das. Die Chancen stehen gut, das ein 80 Euro Großmembran-Kondensatormikrofon sich besser anhört, als ein Ansteckmikrofon für über 300 Euro. Warum? Einfach durch die Bauart. Eine große Membran kann viel sensibler und differenzierter Schall aufnehmen, als eine Mini-Kapsel. Sicher gibt es für gutes Geld auch gute Lösungen. Ob sowas notwendig ist? Haben wir einen Onlinestream oder das Budget von Wetten Dass? Auf der anderen Seite könnte ein dynamisches Mikrofon für Dich besser geeignet sein, als ein hypersensibles Großmembran. Durch die hohe Sensibilität kann ich mich selbst nicht über die Boxen monitoren, da alles – egal wie – ins Mikro ballert. Das dynamische Ansteckmikrofon hat durch seinen viel kleineren Aufnahmebereich eine viel bessere Abschirmung gegenüber Störgeräuschen von Außen.

Sicher, ein Mikrofon, welches seine 500 oder 1000 Euro wert ist, klingt „anders“. Der Differenz zu 80 oder 100 Euro können die Meisten aber gar nicht hören – wenn wir von einem Großmembran sprechen. Der Unterschied bei einem Ansteckmikrofon mit Funkstrecke ist aber bei solchen Preisunterschieden durchaus gegeben. Aber weiter in der Signalkette… all die weitere Hardware ist ebenfalls Premium? Kabel, Mischpult, Interface? Alles ohne Interferenzen verlegt bekommen? Diplomatisch gesagt: ich bin mir nicht sicher, ob das geilste Mikrofon geilsten Sound liefert, wenn es nicht auch premium integriert ist. Ist wie eine Kette – am Ende bestimmt die schlechteste Stelle. Alles gemeistert? Toll. Wenn die Zuschauer jetzt aufhören dich über Smartphones, PC-Lautsprecher und komische TV-Lautsprecher zu hören, dann haben sogar deine Zuschauer was davon.

Beispiel 2: die krasse Kamera

Ja, Bildqualität ist wichtig. Punkt. Was beim Mikrofon viel klarer vertretbar ist, ist bei der Kamera schwieriger. Aber auch hier fängt erstmal alles beim Bedarf an. Was, wo, wie. Wieder persönliche Praxis: meine Hauptkamera, eine Nikon 750 ist hochwertig und im Grunde viel zu schade für den Stream. Meine Logitech C920 – man glaubt erstmal gut – aber für mich auch nur mit sehr schmalen Einsatzmöglichkeiten. Manche Gegebenheiten macht sie gut, manche Situationen nicht. Ich nutze aber ebenfalls Webcams für 20 Euro für „unwichtige“ Szenen, welche zum Beispiel nur als Schnittmaterial dienen.

Beispiel 3: bunte Lichter & Lichter zur Ausleuchtung

Für mein Empfinden habe ich nicht wenig Lichttechnik. Aber eher würde ich sagen, das ich gut eingesetzt habe, was mir möglich ist. Und trotz all der Scheinwerfer, Blink-LEDs, Lightstrips und Leuchtkugeln ist mein bester Lichteffekt ein Farbfilter im OBS für die Kamera. Durch Steuerung über LioranBoard habe ich mir da eine zur Musik synchronisierte Show hingebaut – sowas bekomme ich mit meinen physischen Lichtern gar nicht hin! Da flippt das Licht für Zuschauer aber augenscheinlich am meisten rum. Die Wahrheit dahinter: Scheinwerfertechnisch tut sich da null.

Beispiel 4: Stream Deck

Ich habe LioranBoard gerade schon genannt. Das Stream Deck von elgato, ein käuflich zu erwerbendes Stück Hard- und Software ist bestimmt kein schlechtes Produkt. Ich will hier nichts grillen. Aber ich persönlich wisse nicht, warum ich ein Deck von elgato kaufen sollte, wenn es so kraftvolle und flexible Lösungen wie LioranBoard existieren. Ich kann mir nicht denken, das ich mit dem LioranBoard an die Grenzen der Möglichkeiten stoße. Ich kann mir aber vieles denken, wo ein finanzielles Investment in den Stream wesentlich mehr Sinn machen würde, weil es dem Zuschauer mehr Mehrwert bietet.

Beispiel 5: der nächste Monitor

Kann man mit nur einem Monitor streamen? Ja. Mache ich selbst. Alle weiteren Monitore, welche Du bei mir im Stream eventuell siehst, sind eigentlich nur unnötiger Beirat. Wenn ich meinen Traffic überwache, bin ich tatsächlich froh, dies permanent auf einem zweiten Monitor zu sehen. Wenn ich Computerspiele im Stream spielen würde, wäre ein zweiter Monitor gewiss angenehm. Du hast keine 2 Monitore? Schau, kein Problem.

Tipp: Wenn ich meine Monitore über den VGA-Anschluss versorge, statt über HDMI, hat mein OBS wesentlich mehr Ressourcen frei, um den Stream zu bearbeiten. Insbesondere wissenswert wenn Du keinen starken PC hast oder Ressourcen sparen willst (und sie lieber für geile Dinge einsetzt).

Monitore nutzen unterschiedlichste Techniken, um ein Bild anzuzeigen – Du weißt das sicherlich. Auf was ich hinaus will: wenn Du nur weitere Pixel für Verwaltungsaufgaben brauchst, dann muss es kein Designergerät mit 0 Millisekunden Latenz für 1000 Euro sein. Oder? Wenn Du darauf professionell Fotos oder Videos bearbeiten willst oder die hyperschnellen Spiele spielen magst, dann sieht das anders aus. Aber für einen Monitor zur Verwaltung und Überwachung von irgendwas? Ich weiß wie versessen man sein kann, dass alles nett ist und perfekt harmoniert. Aber am Ende brauchen wir wahrscheinlich nur Pixel. Und die kann ein Gerät aus dem Abverkauf eines Baumarkts ebenfalls liefern.

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